Jahresrückblicke sind eigentlich per definitionem doof. Das liegt wohl weniger an der Tradition des Zurückblickens oder an Fernsehsendungen mit Markus Lanz oder Oliver Geissen – Obwohl … weiß man’s? – als vielmehr daran, dass die auf sich zurückblicken lassenden Jahre nicht alle so super toll gewesen sein können. Letztlich war doch bisher jedes Jahr summa summarum eher so lala, oder nicht?
Nichtsdestotrotz – und weil es im Rückblick doch spannend zu sehen ist, wie sich die Dinge entwickeln (lest mal bei Anke Gröner, es lohnt sich auch sonst!) – möchte ich nun mal wieder in diesen Reigen einsteigen, nachdem ich einen sehr schönen Fragebogen bei Mark Heywinkel fand. Ich habe ihn ein wenig auf meine Bedürfnisse zugeschnitten und deswegen ergänzt, aber sonst ist alles original und hat noch zwei Jahre TÜV. MAZ ab!
Schönste Momente: Die schönsten Momente spielten sich in einem Stück vom 25. September bis zum 5. Oktober ab. Es war mein erster richtiger Urlaub (länger als sieben Tage und mit Wegfahren und so) mit meinem Freund seit einer gefühlte Ewigkeit, es war mein erster Fahrradurlaub mit Zelten ever und er führte mich an die Orte meiner Kindheit zurück: anderthalb Wochen Niederlande, über den Nationalpark De Hoge Veluwe, quer durch Flevoland und über den Markerwaarddijk nach Enkhuizen, hoch nach Den Helder und hinüber nach Texel und dann – Neu, ganz neu! – noch nach Amsterdam. Ich habe hier noch unzählige Fotos auf der Festplatte herumfliegen, und nichts kann mich davon abhalten, darüber noch zu bloggen.
Eindrücklichstes berufliches Erlebnis: Man sollte meinen, das Bestehen der Abschlussprüfung wäre eindrücklich, aber das war es nicht. Es war mehr so ein „Ja, gut, nächste Hürde“ als das Erreichen der Ziellinie, aber das kann sicherlich auch daran gelegen haben, dass just in diesem Zeitraum zu viel zu tun war als dass ich hätte feiern können. Mit Abstand am eindrücklichsten war ein ganz anderes Erlebnis: mein Referat über die Entstehung einer Zeitschrift bei der Tourette-Gesellschaft Deutschland.
Der hirnrissigste Plan: Eigentlich war er gar nicht so hirnrissig, der Plan. Ich beschloss lediglich „2012 wird mein Jahr!“ – und wie es das werden sollte! Auch wenn ich den Beschluss zwischenzeitlich variierte („2012 wird mein Jahr – nicht gut, aber intensiv!“), nehme ich diese Änderung gerne wieder zurück. Es war ein intensives Jahr, es hat sich vieles getan, aber es war gut.
Wichtigste Songs: Wer mich kennt, weiß um meinen nicht unbedingt massentauglichen Musikgeschmack, aber dafür habe ich doch zwei recht verschiedene Songs gefunden: Zum einen (sozusagen meine am Massengeschmack knapp vorbeischrammende Seite) ist da Kaliopi mit „Crno I Belo“, der ich den Sieg beim ESC mehr als gegönnt hätte, zum anderen (und da wird es dann ganz abseitig) habe ich dort Eustache du Caurroy und sein „Juge ma cause“ in einer Interpretation des Ensembles Doulce Mémoire (dafür müsst ihr leider Spotify o.ä. bemühen, YouTube kennt das nicht).
Wichtigstes Gadget: Man mag es kaum glauben, aber auch wenn ich das Google Nexus 4 habe, ist es nicht mein wichtigstes Gadget. Okay, es kann viel, es vereint viele Dinge in einem – aber was würde ich nur ohne meine Brille machen? Ohne die wäre ich, gelinde gesagt, aufgeschmissen.
Zeitraubendste App: TweetDeck. Punkt. Es ruckelte und hakte und überhaupt, und es ist nicht im Holo-Design – aber bis auf die Echtzeit-Timeline hat es im Gegensatz zu anderen Apps alles, was ich von einer Twitter-App erwarte.
Eindrücklichste Filme: „Moonrise Kingdom“, nicht nur wegen der großartigen Tilda Swinton und des großartigen Soundtracks und der tollen Story und die Liebe, die in ihm steckt. Und: „Drive“. Was für ein dichtes cineastisches Vergnügen.
Wichtigste Erkenntnisse: Manchmal sind es gerade die objektive unnützesten Dinge*, die einem den meisten Spaß bereiten.
Unwichtige, aber witzige Erkenntnis: „Wenn mein Handy mich ließe, hätte ich eine Grießmutter.“
Wichtigste Bücher: Bücher? Auch wenn ich einiges gelesen habe, will ich mich in dem Fall auf ein Buch beschränken, weil ich es immer wieder lesen möchte. Es ist von Karl-Heinz Göttert und heißt „Deutsch. Biografie einer Sprache“. Okay, es ist eine Biografie, und es ist ein Buch über die Entstehung der deutschen Sprache – aber wenn man das kombiniert, kommt dabei eines der spannendsten und auch für Laien wie mich gut nachvollziehbares Buch über eine Sprache heraus.
Schönste Konzerte: Am Anfang: Max Prosa in der Haldern Pop Bar. Richtig nah dran. Am Ende: Anna Maria Friman, Hille Perl und Sirius Viols: Verleih uns Frieden gnädiglich. Das schönste aller möglichen Weihnachtskonzerte, egal wie gut ein Messias oder das Weihnachtsoratium je sein können.
Die wichtigsten Spiele: Schach. Wann bleibe ich schon mal wochenlang an einem Sportteil hängen?
Spannendste Ausstellungsbesuche: Keine. Man kann nicht alles in Jahren wie diesen mitmachen.
Spannendster Theaterbesuch: Auch hier steht eine schwarze Null. Vielleicht ergibt sich ja 2013 die Gelegenheit.
Schönster Ort: Amsterdam, Blauwbrug, wenn es dunkelt.
Bestes Webvideo: Es ist ein tolles Lied, es ist eine spannende Interpretation, doch erst mit den Reaktionen des Publikums wird es, was es ist: Mein Video des Jahres 2012. The Lost Choir.
2012 in einem Wort: Intensiv.
Gute Vorsätze für 2013: Eine offizielle Liste von guten Vorsätzen habe ich nicht. Lasst es mich so sagen: Mehr vom Guten, weniger vom Schlechten, dann stimmt die Richtung.
Foto: Thomas Wensing – CC-BY-SA – flickr.com
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