Das war das Jahr, das war: 2013

Schon wie­der ist ein Jahr um. Nun hat es sich so ein­ge­bür­gert, dass „alle Welt“ dies zum Anlass nimmt, um kurz so zu tun als hiel­te man inne und blick­te zurück, um danach genau­so wei­ter­zu­ma­chen wie zuvor. Inso­fern muss ich mich selbst zitie­ren: Jah­res­rück­bli­cke sind eigent­lich per defi­ni­tio­nem doof.

Um aus dem Irr­sinn aber etwas Sinn zu geben, habe ich beschlos­sen, nicht ein­fach zurück­zu­bli­cken, son­dern auch Kon­se­quen­zen zu zie­hen – zumin­dest ist das mein Plan. Wie 2014 wird, kann ich also nicht sagen. Wie der Jah­res­rück­blick wird, weiß ich aber recht gut … (… sag­te er, bevor er tat­säch­lich schrieb, was Ihr nun lesen könnt).

Ich habe also den Rück­blick von 2012 wie­der aus der Gara­ge geholt, ihn gerei­nigt und gefet­tet und die alten Ant­wor­ten durch neue ersetzt. Und Abfahrt!

Schöns­te Momen­te: Die schöns­ten Momen­te kamen dann, als nie­mand sie erwar­te­te, und ich am wenigs­ten. Da konn­te ich noch so sehr pla­nen, und da wur­de der Urlaub an der Ost­see auch noch so schön, auf Platz Eins der schöns­ten Momen­te schlich sich ein Aus­bruch aus dem All­tag aus Arbeit und Uni: die spon­ta­ne Ent­schei­dung zu einer Rad­tour auf dem Rhein-Rad­weg von Bonn nach Koblenz. Es war der schöns­te aller denk­ba­ren Som­mer­ta­ge, der Wei­zen stand gold­gelb in den Fel­dern, die Son­ne schien vom fast wol­ken­lo­sen Him­mel und der Fahrt­wind brach­te mir die nöti­ge Küh­lung. Wenn ich so zurück­bli­cke, dann waren die­se knapp 70 Kilo­me­ter mehr nur ein Aus­flug, dann waren sie genau die Aus­zeit, die ich brauch­te, um mei­ne Bat­te­rien wie­der auf­zu­la­den – mit Tages­licht und Einsamkeit.

Ein­drück­lichs­tes beruf­li­ches Erleb­nis: Die Idee, dual stu­die­ren zu wol­len, klingt ja im Prin­zip erst ein­mal span­nend: stu­die­ren und dafür auch noch Geld bekom­men. Sie hat nur ein paar Haken; vor­le­sungs­freie Zeit ist Arbeits­zeit und irgend­wann wol­len ja auch noch Klau­su­ren geschrie­ben wer­den, für die gelernt wer­den will. Mit einem Kom­mi­li­to­nen geseg­net zu sein, der das Glei­che in einem gro­ßen Kon­zern macht, wäh­rend ich qua­si die gra­fi­sche Abtei­lung bin, ist da zwar nett zu sehen, aber für die Psy­che nicht das schöns­te Geschenk.

Wie auch immer: In so einem Zustand, da man an zwei Tagen gefühlt die Arbeit von fün­fen erle­di­gen muss, wird ziem­lich viel und damit fast nichts wirk­lich ein­drück­lich. Was mir aber hän­gen blieb (auch weil es noch läuft) ist die kom­plet­te Gestal­tung eines Buches. Text und Bil­der sind da, an mir liegt das Aus­se­hen. Sol­che Auf­trä­ge sind sel­ten, aber sie machen Spaß. Das fängt an beim Lesen des Buches, um einen Ein­druck zu bekom­men. Dar­aus erst bekom­me ich ein Gefühl dafür, wie das Buch aus­se­hen soll, wodurch ich über­haupt erst eine Ahnung bekom­me, wel­che Schrif­ten zum Cha­rak­ter des Buches pas­sen. Bis dann das fer­ti­ge Buch im Regal ste­hen kann, ist es ein lan­ger, arbeit­sa­mer Weg, aber ich freue mich schon jetzt auf das Endprodukt.

Der hirn­ris­sigs­te Plan: Umzie­hen. Nicht mich, son­dern mei­nen Haupt­wohn­sitz (als hät­te ich noch einen ande­ren), von „In zwan­zig Minu­ten zur Arbeit“ nach „in zwei Stun­den zur Arbeit“. Ande­rer­seits möch­te ich nicht dar­an den­ken, wann ich auf­ste­hen müss­te, wenn ich noch in Her­ne wohn­te und um Acht in der Uni sein müss­te. … Halb Fünf. Aber ist nicht jede Ver­än­de­rung der Lebens­si­tua­ti­on auf ihre Wei­se hirn­ris­sig? Wie heißt es so schön: Et hät noch immer jot jejange.

Wich­tigs­te Songs: Als jemand, der im ablau­fen­den Jahr qua­si gar nicht gesun­gen hat, was man wahr­lich einen per­sön­li­chen Tief­punkt nen­nen kann, muss hier groß­ar­ti­ger Chor­ge­sang ste­hen. Dass es in die­sem Fall mit Ola Gjei­lo einen noch leben­den und oben­drein twit­tern­den Kom­po­nis­ten trifft: geschenkt. „Ubi cari­tas“ hat mir zumin­dest ein klei­nes biss­chen Chor­ge­fühl geschenkt. Und nächs­tes Jahr suche ich mir einen Chor.

Wich­tigs­tes Gad­get: Auch wenn ich das wich­tigs­te Gad­get des Jah­res noch nicht sehr lan­ge habe, hat­te es sich schon vor dem Kauf auf den ers­ten Platz kata­pul­tiert: der Tre­lock LS 875, ein neu­er Front­schein­wer­fer für mein Fahr­rad, selbst mon­tiert und direk­te­mang ein­ge­fah­ren. Damit hat­te ich schon lan­ge gelieb­äu­gelt, aber spä­tes­tens jetzt im Win­ter macht sich die­se Anschaf­fung bewährt. So etwas wie Sai­son­ende ken­ne ich jetzt nicht mehr … nur Rei­fen mit Spikes habe ich dann doch noch nicht. Soll­te es also schnei­en, bin ich wohl raus. Nu.

Zeit­rau­bends­te App: Word­Press. Spä­tes­tens mit dem Update auf 3.8 kann das respon­si­ve Backend mehr als die App. War­um habe ich die App eigent­lich noch?

Ein­drück­lichs­te Fil­me: War mir „Star Trek Into Dark­ness“ ein Ver­gnü­gen (so spon­tan in Ber­lin in 3D und OV im Sony Cen­ter) schon wegen der gan­zen Anspie­lun­gen, so war es letzt­lich doch nicht mehr. In sei­ner gan­zen Schlicht­heit wird wohl nur ein Film in die­sem Jahr für Dau­er im Gedächt­nis blei­ben: „Gra­vi­ty“. Die­ser Film bot neben eine simp­len, aber bestechen­den Sto­ry tol­le Bil­der, einen guten Sound­track und schuf einen neu­en Stan­dard, was 3D-Ver­fil­mun­gen betrifft.

Wich­tigs­te Erkennt­nis­se: Ich glau­be, ich weiß jetzt, was die Leu­te mei­nen, wenn sie von der Work-Life-Balan­ce spre­chen. Jetzt muss sie mir nur noch gelingen.

Unwich­ti­ge, aber wit­zi­ge Erkennt­nis: „Rei­se­blogs sind wie Treib­sand: Wenn du dich ein­mal in ihnen ver­fängst, kommst du nie wie­der von ihnen los.“

Wich­tigs­te Bücher: Es ist belei­be kei­ne Neu­erschei­nung, im Gegen­teil; der Autor, Eras­mus von Rot­ter­dam, ist schon ein paar Tage tot. Sein „Lob der Tor­heit“ ist den­noch wun­der­bar unter­halt­sam und wur­de recht neu­lich sogar ver­tont, von der Capel­la Rei­al de Cata­lu­nya unter Jor­di Savall. Wenig ver­wun­der­lich, dass die nie­der­län­di­sche Ver­to­nung [Spo­ti­fy] mir die liebs­te ist, oder?

Schöns­te Kon­zer­te: Am Anfang: Xer­xes, von Hän­del, in einer Best-of-Coun­ter­te­nor-Beset­zung, ein wun­der­vol­les, bun­tes Ver­gnü­gen. Am Ende: das WO. End­lich mal eine Auf­füh­rung des Weih­nachts­ora­to­ri­ums vom ollen Johann Sebas­ti­an, die mich rund­um begeis­ter­te; in einer Kir­che in Leip­zig, mit ein paar Tho­man­ern im Chor und rich­tig guten Solis­ten. Ich hat­te abso­lut kei­nen Anlass, beim Gedu­del der zwei­ten Kan­ta­te ein­zu­ni­cken. Das wäre in der zwei­ten Rei­he aber auch schlecht ange­kom­men. Dazwi­schen: Aman­da Pal­mer in Köln. Was für ein tol­ler Abend.

Die wich­tigs­ten Spie­le: Schach. Immer.

Span­nends­te Aus­stel­lungs­be­su­che: War ich in einer Aus­stel­lung? Nicht dass ich wüss­te. Scha­de eigentlich.

Span­nends­ter Thea­ter­be­such: Wie­der mal ein Jahr vertan.

Schöns­ter Ort: Name­dy, im Som­mer.

Bes­tes Web­vi­deo: Auch wenn ich ger­ne Fahr­rad fah­re, muss das dann doch nicht sein. Obwohl …

2013 in einem Wort: Durchwachsen.

Gute Vor­sät­ze für 2014: Noch immer mache ich kei­ne Lis­ten. Nur eines will ich doch erwäh­nen: Ich will an mir arbei­ten. Punkt.

Foto: R.Jakoby – CC-BY-SA – flickr.com

1 Kommentar zu „Das war das Jahr, das war: 2013

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