Der zweite Tag sollte mich vom Laacher See bis nach Rüdesheim bringen. Ich hätte zwar auf vielen Wegen zum Ziel kommen können, aber ich werde den Eindruck nicht los, dass ich mich prompt für den schwierigsten von allen entschied. Ganz nebenbei machte ich noch einen kleinen Abstecher zur Burgenbloggerin auf Burg Sooneck, doch schließlich kam ich doch dort an, wo ich ankommen wollte.
Die Tour
Der zweite Tag fing früh an und vor allem mit der Gewissheit, dass ich nicht vor Ort frühstücken würde. Wie bei jeder Tour wollte sich das Zelt auch dieses Mal am ersten Morgen danach nicht ohne Widerspruch klein machen lassen, aber das kannte ich ja schon und war somit keine Überraschung. Mit gepackten Sachen ging es zunächst mal am See entlang zur Abtei Maria Laach; die wollte ich schon immer mal aus der Nähe gesehen haben. Der dortige Hofladen hatte noch geschlossen. Das Frühstück war also vertagt auf den nächsten geplanten Halt: Mendig, Sitz der Vulkan Brauerei. Was ich aber nicht bedacht hatte, war der Umstand, dass der dortige Laden erst um 12 Uhr öffnet und die Brauerei relativ weit oben im Ort liegt, jegliche Arten von Bäckerei aber deutlich weiter unten.
Auch wenn ich beim zweiten Bäcker ein mehr als nur reichhaltiges Frühstück fand, wollte ich keine zwei Stunden warten, um dann den ganzen Weg wieder hinauf zu fahren, bloß um nach zehn Minuten Shopping wieder hinab zu rollen – zumal mein heutiges Ziel Rüdesheim sein sollte, was nicht ganz um die Ecke lag.
Bis zur Mosel war es ja noch ganz nett, an der Mosel selbst auch. Mal ging es ein wenig hoch, dann wieder runter. Inzwischen war auch die Sonne zwischen den Wolken heraus gekommen. Das Moseltal zeigte sich zwischen Dieblich und Brodenbach von seiner schönsten Seite.
Ja, ich fuhr moselaufwärts. Ich wollte nicht den Umweg über Koblenz nehmen, bloß um den ganzen Tag an Flüssen entlang zu radeln, gerade weil ich wusste, wie schön Rhein und Mosel sind. Ich wollte etwas Neues entdecken und kämpfte mich deshalb auf den Hunsrück, was eine selten dämliche Idee war, denn es war steil und die Steigung hörte nicht auf. Gut, natürlich hörte sie irgendwann auf, aber das Gefühl war ein anderes. Die Aussicht über die Hunsrückhöhen aber, die war beeindruckend.
In Emmelshausen brauchte ich dann mal eine Pause. Ich brauchte dringend etwas zu trinken, und über die Kohlenhydrate, die mir die dortige Eisdiele lieferte, war ich sehr dankbar. Dass ich dort sitzend einen Regenschauer vorüberziehen lassen konnte, nahm ich dankbar an, bevor ich mich dem Schinderhannes-Radweg zuwandte, der mir die nächsten Kilometer ein wenig angenehmer machte und mich auf eine ältere sehbehinderte Frau mit Hund treffen ließ. Ihr Sohn hatte sie auf den Hunsrück gelockt, sie hatte ihr Haus in Bad Dürkheim verkauft, und kaum war sie da, zog er der Liebe wegen fort. Nun hing sie „hier unten“, wie sie es sämtlich geografischen Indizien ignorierend nannte, fest, in diesem riesigen Haus mit nichts als ihm alten, kranken Hund, und wollte am liebsten wieder „nuff“ an die Weinstraße. Irgendwann fand ihr Hund mein Rad dann nicht mehr so spannend und ich fuhr weiter.
Bei Pfalzfeld verließ ich den Schinderhannes-Radweg und überquerte die Autobahn, um kurz dahinter auf einem nicht schlecht geschotterten Weg den höchsten Punkt der gesamten Tour zu passieren. Ziemlich rasant ging es von dort quer durch den Wald nach Damscheid, wo der Asphalt wieder begann und mir auf der sehr kurzen und steilen Passagen runter ins das malerisch sonnige Oberwesel noch höhere Geschwindigkeiten ermöglichte. Mit ein wenig mehr Vertrauen in mein vollbeladenes Rad wäre da deutlich mehr Tempo möglich gewesen, aber ich wollte an einem Stück ankommen und jenseits der 50 km/h fühlte sich mein Rad doch ein wenig matschig an.
Von Oberwesel aus blieb der Rhein mein treuer Begleiter und verließ mich auch nicht, als ich aufgrund der Steigung und schon zu vieler Streckenkilo- und Höhenmeter nur noch schiebend die Burg Sooneck erklomm, wo ich quasi pünktlich zum Feierabend des offiziellen Tourismusbetriebs eintraf und der Burgenbloggerin einen kleinen Überraschungsbesuch abstattete. Ehe wir uns versahen, hatten wir uns mit dem Herrn, der ihr eine Anleitung für ihre damals neuen Mitbewohner gab, verquatscht. Von Talbewohner zu Talbewohnerin übergab ich ihr ein echtes Solinger Brotmesser und diskutierte mit ihr über die Mentalität von Talbewohnern, ehe ich mich nach ein paar Fotos mit Burgblick wieder auf den Sattel schwang und nach Bingen heizte, weil ich keine Ahnung (und kein Netz) hatte, bis wann ich auf dem Zeltplatz willkommen geheißen würde.
In Bingen nahm ich die erstbeste Fähre über den Rhein und rollte dann noch bis zum Campingplatz, der lustigerweise exakt dem Platz auf der anderen Rheinseite gegenüber lag, auf dem ich im Vorjahr zu Gast war. Dort folgte das prinzipiell altbewährte Spiel: Zeltaufbau, Dusche, Abendessen, wobei ich führ das Abendessen doch ein wenig laufen musste und so Rüdesheim erkunden konnte. Dass da an einem Sonntagabend nichts los ist, konnte ja auch keiner ahnen. In der Drosselgasse war ich aber nicht.
0 Kommentare zu „Craftbier-Expedition durch Weinland-Pfalz – Über tausend Berge an den Rhein“