Tag 3 hatte alles zu bieten, was einen Abenteuerurlaub ausmacht: wechselhaftes Wetter, wilde Tiere und sogar ein bisschen Prominenz. Nebenbei erfuhr ich, welches zwischen Bingen und Mainz für Radreisende die schönere Rheinseite ist, und wie nass es sich anfühlt, wenn man nass bis auf die Knochen ist.
Die Tour
Auf Sonntag folgte Montag und damit ein Tag, der zunächst einmal auf hessischen Radwegen (genauer: dem R3) begann. Wer die pfälzischen Rheinseite zwischen Bingen und Mainz kennt, der weiß, dass die hessische die landschaftlich deutlich schönere Seite ist. Eigentlich wäre sie schon deshalb angenehmer zu fahren, aber die Vielzahl aggressiver Kanadawildgänse machte es dann bis Walluf doch eher zu einem Abenteuer. In Eltville beim Bäcker Dries hatte ich gefrühstückt und mich für die Fahrt eingedeckt, doch schon in Walluf ging nichts mehr nach Plan. Die Fähre, auf die ich spekuliert hatte, fuhr nicht, also musste ich bis Mainz in Hessen bleiben, was aber nicht weiter tragisch war, im Gegenteil. In Mainz selbst nutzte ich den hiesigen Starbucks im Hauptbahnhof, um mich und meine Akkus wieder aufzuladen – und um Guido Knopp beim Warten zuzuschauen. Glückwunsch.
Stunden (und das eine oder andere koffeinhaltige Heißgetränk) später konnte ich weiterfahren. Wie es sich gehörte, bog ich natürlich prompt falsch ab, was zur Folge hatte, dass ich auf eine viel befahrene, aber dafür verhältnismäßig enge Straße geriet, die sich als die Hauptzufahrtsstraße zur A60 in Mainz-Laubenheim erwies. So oft, wie ich dort zu dicht überholt wurde, kam ich gar nicht dazu, das Wort „Mindestüberholabstand“ auszusprechen, ehe mich der nächste Wagen oder LKW schon wieder geschnitten hatte. An diesem Tag sollte ich mich ohnehin noch das eine oder andere Mal verfahren. Wenn es wenigstens mein Fehler gewesen wäre! Aber nein; mal waren Schilder verdeckte, mal fehlten sie einfach. Wie soll man denn da den Weg finden?

Durch Nackenheim und Nierstein ging es über die Rheinterrassenroute mehr oder weniger an der Bahnlinie entlang durch die rheinhessischen Weinberge bis nach Osthofen, von wo mich der Radweg wieder an den Rhein führte. Worms war mein Ziel mit seiner zentral am Dom gelegenen Jugendherberge. Mal wieder war ich spät dran. Den ganzen Tag über hatte es immer mal wieder für das eine oder andere Viertelstündchen geschauert. Kaum war ich in den Regensachen, hörte es fast schon wieder auf zu regnen. Wahrscheinlich hatte ich schon mehr Zeit auf den Kleiderwechsel als aufs Fahren verbracht, als ich schließlich Alsheim erreichte, wo ich erst einmal einem LKW-Fahrer beim Rangieren half, weil der in der Enge der Straßen nicht alleine wenden konnte. Ungefähr zu der Zeit fing es auch mal wieder an zu tröpfeln, wenn auch bei weitem nicht genug, um einen Wechsel auf Regensachen zu rechtfertigen. Leider hörte es dieses Mal nicht auf, au contraire. Peu a peu wurde aus einzelnen Tropfen ein feiner Sprühregen, der sich so richtig schön einregnete, und eh ich mich versah, war ich untenrum auch schon zu nass, um auf Regensachen umzusteigen. Immerhin hatte ich die Regenjacke noch vom letzten Schauer anbehalten. Bis ich eine Stunde später in Worms war, war ich jedenfalls nass. Der Kopf: nass. Die Beine: nass. Die Füße: nass. Der Rest: auch nass. Nur mein Gepäck war trocken, aber das wollte ich ihm auch geraten haben. Es hätte mich nicht gewundert, wenn ich vom Jugendherbergsteam mit einem Aufnehmer in der Hand empfangen worden wäre, aber das geschah nicht. Stattdessen wurde ich, obgleich außerhalb der offiziellen Rezeptionszeiten, sehr freundlich willkommen geheißen und in ein Zimmer mit Domblick einquartiert.

Auch wenn es Juni war, schmiss ich als erste Amtshandlung alle nasse Sachen auf die Heizung, denn per Lufttrocknung hätte ich die nie bis zum nächsten Morgen getrocknet bekommen. Danach stürzte ich mich in noch mehr Wasser, bevor ich mich endlich trockenlegen konnte. Danach wollte ich mich um ein Abendessen kümmern. Mangels trockener Schuhe – es lebe die Gepäckreduzierung! – war ich in der Jugendherberge gefangen, weswegen ich mich auf das dortige kulinarische Angebot stürzte: Tiefkühlpizza und Weizenbier. Was soll ich sagen groß sagen? Einen Eintrag ins Gästebuch gab es – aber nichts zur Klage. War es letztes Jahr zu heiß gewesen, war es jetzt zu nass. Wer weiß, was nächstes Jahr kommt? Schnee zu Pfingsten?
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