Craftbier-Expedition durch Weinland-Pfalz – Auf der Deutschen Weinstraße

Nach fünf Tagen traf ich ziem­lich über­ra­schend, aber eigent­lich auch nicht, zum ers­ten Mal auf bekann­te Gesich­ter. Ich aß eine Kir­sche, sah das Ham­ba­cher Schloss und über­leb­te sogar Land­au, doch im Gro­ßen und Gan­zen hat­te ich kein Netz.

Die Tour

Der Mitt­woch brach­te – völ­lig uner­war­tet für einen spä­ten Juni – den Som­mer mit. Ich war mal wie­der zei­tig auf­ge­bro­chen und hat­te mich noch in Wachen­heim mit Pro­vi­ant für eine Tour ent­lang des Pfäl­zer­wal­des ein­ge­deckt. Nach zwei ziem­lich ebe­nen Etap­pen soll­te es also mal wie­der ein wenig hüge­li­ger wer­den und das wur­de es auch. Als hät­te jemand ein Dreh­buch geschrie­ben, traf ich nach ein paar Kilo­me­tern und Foto- und Früh­stücks­pau­sen an einer etwas stär­ke­ren Stei­gung die bei­den Rad­ler wie­der, die eben­falls in Wachen­heim cam­piert hat­ten. Wäh­rend sein Beglei­ter sich noch hin­auf quäl­te. unter­hielt ich mich kurz mit dem Lie­ge­rad­fah­rer der bei­den, die nach Bay­ern woll­ten, um dort die Bier­gär­ten abzu­klap­pern. Ein paar Meter­chen fuh­ren wir gemein­sam, bevor sich unse­re Wege wie­der trenn­ten. Da wuss­ten wir noch nicht, dass wir uns abends wie­der begeg­nen sollten.

Guter Hund

Fehl­ten bis­wei­len auch die Weg­wei­ser, fand ich nach teils unan­stän­di­gen Stei­gun­gen vor Neu­stadt an der Wein­stra­ße doch das Ham­ba­cher Schloss, um mich mit einem Blick aus der Fer­ne zu begnü­gen und durch die Wein­ber­ge von Ort­schaft zu Ort­schaft zu radeln, bevor ich dem Anwe­sen mei­nes Lieb­lings­kun­den aus der Höl­le einen klei­nen Besuch abstat­te­te. Hin­ter Hain­feld fuhr ich anders wei­ter als die Kar­te es mir vor­schlug, wofür ich mich mit einer frisch gepflück­ten Kir­sche von Weges­rand belohn­te, ehe ich in Land­au einlief.

Land­au selbst ist zwar schön (so man das von Hin­durch­r­a­deln beur­tei­len kann), aber für Rad­fah­rer eher eine Zumu­tung. Einer­seits gibt es auf der Stra­ße Rad­spu­ren, ande­rer­seits mar­kie­ren sie genau genom­men nur die Doo­ring-Zone neben den gepark­ten Fahr­zeu­gen, und sind durch kopf­stein­ge­pflas­ter­te Ver­tie­fun­gen von der eigent­li­chen Fahr­bahn getrennt, sodass sie eigent­lich eher eine Todes­fal­le als einen guten Rad­weg dar­stel­len. Einer­seits ist das Rad­fah­ren in der Fuß­gän­ger­zo­ne erlaubt, ande­rer­seits befin­det sich dort vor­wie­gend Kopf­stein­pflas­ter, und Abstell­mög­lich­kei­ten für Fahr­rä­der gibt es unge­fähr keine.

„Annas Land­par­tie“, wo ich die letz­te noch feh­len­de Fla­sche Bier erste­hen woll­te, fand ich dafür auf Anhieb. Ich bekam mein Bier und sogar noch ein wenig Salz für den Antritts­be­such in der neu­en Woh­nung mei­ner Schwes­ter. Eben­falls in Land­au fand ich ein son­ni­ges Plätz­chen und ein lecke­res Eis, ehe ich mich wie­der auf den Weg nach Süden mach­te. Wie so oft führ­te der Rad­weg sepa­rat neben der Land­stra­ße her, schnitt aber die Täler tie­fer ein, bloß um sich noch höher über die Hügel­kup­pen zu erhe­ben. So gese­hen war es also kein Wun­der, dass ich fast kei­nen ande­ren Rad­rei­sen­den begeg­ne­te. Nichts­des­to­trotz fand ich mei­nen Weg nach Bil­lig­heim-Ingen­heim im Kling­bach­tal, wo ich den an ein Frei­bad ange­schlos­se­nen Cam­ping­platz erreich­te. Dort konn­te ich mei­ne Wäsche waschen und sie in einer aben­teu­er­li­chen Kon­struk­ti­on auf mei­nen Spann­gur­ten zwi­schen Rad, Zelt und Baum zur Trock­nung auf­hän­gen. Wie stets lag der Cam­ping­platz ein klit­ze­klei­nes biss­chen jott­weed­ee und auch Inter­net­emp­fang gab es mal wie­der kei­nen, aber ich war ja auch nicht zum Sur­fen da – und ein klei­nes Abend­essen fand ich auch so. 

Abend­stim­mung im Klingbachtal

Als ich von mei­nem Gour­met-Döner-Imbiss zurück­kehr­te, sah ich bekann­te Gesich­ter. Mei­ne bei­den Rad­ler vom Vor­tag waren wie­der da. Sie schlu­gen ihre Ein­mann-Geo­dä­ten neben mei­nem Andert­halb-Per­so­nen-Zelt auf und hat­ten sich schon gewun­dert, wer da noch mit dem Rad unter­wegs gewe­sen sein muss­te. Sie waren nicht so weit gekom­men wie sie gewollt hat­ten, denn es hat­ten sich ihnen zu vie­le Wein­ber­ge und Strauß­wirt­schaf­ten in den Weg gestellt, aber den­noch waren sie – wenig ver­wun­der­lich bei dem, was sie mir so erzähl­ten – recht guter Lau­ne. Bei fri­schem Weiß­wein und Wil­liams-Christ-Likör in der Fahr­rad­fla­sche hat­ten wir einen hei­te­ren, ster­nen­rei­chend Abend, bevor es in aller Käl­te und so spät wie schon lan­ge nicht mehr für uns alle in die Koje ging.

Die Route

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