Urlaub tut Not. Anders als bisher, da ich immer eine halbwegs gut ausgearbeitete Route hatte, habe ich diesmal nur zweieinhalb Zwischenziele und den Plan, mal rechtsrheinisch unterwegs zu sein (zumindest bis Bingen). Ob das bisschen Plan reichen wird … wir werden es sehen.
Wenn es etwas gibt, das mir aktuell wirklich fehlt, dann ist es eine Redewendung, denn nicht nur Augen können größer als der Magen sein, sondern man kann sich auch ganz kapital an einer Reiseetappe übernehmen. Dabei fing alles so gut an.

Wenn man davon absieht, dass ich eigentlich schon am Samstag gestartet sein wollte, war die Planung für Montag eigentlich perfekt. Ich brach pünktlich auf, hatte sogar zuvor noch eine Ladung Wäsche aufgehängt (nichts ist schöner als saubere Wäsche zu haben, wenn man aus dem Urlaub kommt), erwischte den sogar recht leeren Zug von Wuppertal nach Remscheid-Lennep und merkte dort, dass ich den Schlüssel für mein Fahrradschloss vergessen hatte. Jackpot!
Egal. Ich hatte ein Ziel und ich ahnte schon, dass es ambitioniert sein würde, also schiss ich auf den Schlüssel, baute auf mein Glück und fuhr los. Das Schöne am Lenneper Bahnhof ist ja, dass dort die Balkantrasse beginnt – eine ehemalige, zu einem Radweg umgebaute Bahntrasse, die von dort bis Opladen quasi nur bergab verläuft. Heißa. Ich ließ es also fliegen, sah ab und an vertraute Gesichter (wie das so ist, wenn man wen überholt, aber dafür auch Fotopausen macht) und bereute mehr als nur einmal, dass ich nicht meiner inneren Eingebung gefolgt und einfach noch öfter für ein Foto angehalten habe. Allein wie der Jungspund im Bayern-Trikot versuchte seiner rot-weiß gescheckten Katze die Hand zu reichen und dabei nur gekratzt wurde … ein Bild für die Götter (und leider nur in meinem Kopf).

Bis Köln war alles gut. Es ging stetig bergab, ab und an schien die Sonne, das Geniesel war vernachlässigbar, aber dann kam eben Köln. Das obligatorische Dom-Foto ging noch gut, aber dann setzte der Regen ein. Er begann mit ein paar Tropfen, sollte aber in den nächsten Stunde nicht mehr so richtig aufhören. Abgesehen davon verfranzte ich mich wie üblich am Gotenring und fuhr außerplanmäßig fast auf die Severinsbrücke. Ich folgte blindlings Radlern, die eine hochwasserbedingte Sperrung ignorierten und hatte Glück damit und merkte aber zusehends, wie mich die Kräfte verließen … und der Campingplatz war noch so weit. Zwischenzeitlich war ich schon so verzweifelt, dass ich den erstbesten Platz genommen hätte – wenn denn nur eine gekommen wäre. Aber es kam keiner.
Das Ende vom Lied: Ich quälte mich die letzten 30 Kilometer, telefonierte vorsichtshalber mit dem Campingplatz – nur um zu erfahren, dass er ja eigentlich bis auf eine Handvoll Stellplätze wegen Hochwassers gesperrt wäre (ein Hoch auf das „eigentlich“) – und kam schließlich, pünktlich zur Halbzeitpause irgendeines Fußballspiels doch noch an.

Den Rest des Abends verbrachte ich mit der Jagd nach etwas Essbarem. Anders gesagt: Kaum war ich in Rheinland-Pfalz angekommen, kehrte ich für eine Pizza nach NRW zurück, um anschließend wieder nach Rheinland-Pfalz zu laufen.
Pünktlich zum Rückweg war die Dämmerung über das Rheintal hereingebrochen. Der angestrahlte Drachenfels glomm wie ein Echo des Schicksalsbergs die Wolken an, der Güterverkehr nahm zu (an Lautstärke und Frequenz) und die Glühwürmchen strahlten um die Wette.
Jetzt hoffe ich nur, dass der Rhein nicht über Nacht noch einen halben Meter in die Höhe wächst. Dann bekomme ich nämlich nasse Füße.
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