Der heutige Tag hatte alles zu bieten: Feuer, Wind, Erde und Wasser. WIrklich tragisch war aber nichts davon. Schlimmer war ein anderes Problem. Lasst es mich mit einer Zeitungsannonce sagen: „Tausche Mittelrheinidylle gegen WLAN oder funktionierendes 3G“.

Entweder hat es schlichtweg nicht geregnet, oder es war, als hätt’ der Himmel die Erde still geküsst (Schnauze, Eichendorff!). Fakt war jedenfalls ein trockenes Zelt am Morgen und reichlich warmes Sonnenlicht. Ebenso reichlich waren Martinshörner zu hören, aber das schiebe ich mal auf den klangverstärkenden Faktor des Tals. Man hört einfach alles. Nach einem lekker kopje koffie kam ich während meiner Abbauvorbereitungen mit meinen Zeltnachbarn ins Gespräch. Dass sie Niederländer waren, wusste ich schon dank ihres Autos und einiger aufgeschnappter Wortfetzen. Dass sie Niederländisch-Dozentin an der Uni Delft war, erzählte sie mir erst am Ende ihres Gesprächs. Ob ich noch Niederländisch mit ihr gesprochen hätte, wenn ich es eher erfahren hätte?

Nichtsdestotrotz brach ich alsbald auch auf, nicht ohne mich – so dachte ich – reichlich mit Sonnencreme eingeschmiert zu haben. (Dass meine Kopfhaut da anderer Auffassung ist, teilt sie mir derzeit nachhaltig mit. Haarausfall hat offenbar doch nicht nur Vorteile.) Nach ein paar vereinzelten Meterchen aufwärts düste ich dann rasant wieder ins Rheintal hinab. Was für eine Vergeudung: Nach oben brauchte ich ewig, hinab ging es viel zu schnell. Machste nix. Immerhin fand ich recht schnell einen Bäcker, der sich sogar damit rühmte, in irgendeiner ZDF-Backsendung mal was gewonnen zu haben. Lecker war mein Standardfrühstück (belegtes Brötchen mit Käse und Zeugs) trotzdem.

Danach ging es locker-flockig weiter. War gestern noch ein Tag des Hü und Hott (links der Bahn, rechts der Bahn, über die Schienen, unter den Schienen, diesseits der Bundesstraße, jenseits der Bundesstraße), blieb es heute fast schon angenehm konstant. Größtenteils verlief der Radweg parallel zur Bundesstraße, dass es fast schon monoton geworden wäre, hätte nicht hin und wieder der Wind sein Möglichstes gegeben, um mich am Fortkommen zu hindern. Ich nahm es nicht persönlich und hielt mich an mein Reisemantra: „Mit der Natur, nicht gegen die Natur.“ Das dauert zwar länger, ist aber deutlich entspannter als ein Kampf gegen Windräder. Immerhin gab es mehr als genug Burgen zu fotografieren – und von der Loreley habe ich auch ein Foto, so mehr oder weniger. Ich war halt – typisch rechtsrheinisch – auf der falschen Rheinseite. Das ändert aber alles nichts daran, dass ich den rechtsrheinischen Radweg abwechslungsreicher finde als den linksrheinischen, der aber doch besser zu fahren ist.

In Lorch schließlich beschloss ich die Seiten zu wechseln und ans andere Ufer überzutreten. Eine Fähre erwies mir dabei gute Dienste. Vom Schwimmen im Rhein wird einem ja allseits abgeraten – und ein Seepferdchen hat mein Rad auch nicht.
Die letzten Kilometer sollten dann noch ein wenig Abenteuer bieten. Ich wusste ja – Burgenblogger sei Dank –, dass Oberheimbach von einem ziemlich üblen Unwetter heimgesucht worden war. Ein wenig überraschend kamen die Auswirkungen auf den Radweg, der direkt am Rhein verläuft und von einigen Bächen gequert wird, dann dennoch. Dass man dort durch einige Rinnsale fährt, ist keine Seltenheit, aber an einer Stelle ging es mal gar nicht weiter. Die empfohlene Umleitung der dort abpumpenden Mannen lautete: paar Meter zurück, dann über die Wiese und dann zu Fuß durch die Fluten. Einem zeitgleich dort passierenden Radler tat ich es gleich; ich erachtete meinen trockenen Füße für wichtiger als eine schnelle Passage und watete barfuß durch das Gewässer. So war auch dieses Hindernis schließlich überwunden und nur wenige Minuten später kam ich am Campingplatz an. Positiv: Er liegt sehr schön idyllisch direkt am Rhein. Nicht so positiv: Es gibt nicht einmal GPRS und die campingeigene Gastronomie hat mittwochs Ruhetag. Ich musste also nach Bingen für ein Abendessen und sitze daher nun schreibend in meinem Lieblings-Eiscafé Napolitano. So gesehen hat also auch der empfangfreie Campingplatz sein Gutes – als wäre er abgesehen davon schlecht.
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