Urlaub tut Not. Anders als bisher, da ich immer eine halbwegs gut ausgearbeitete Route hatte, habe ich diesmal nur zweieinhalb Zwischenziele und den Plan, mal rechtsrheinisch unterwegs zu sein (zumindest bis Bingen). Ob das bisschen Plan reichen wird … wir werden es sehen.
Nachdem ich erst am Sonntag im Auto so vom Leininger Land begeistert war, der Region, in der der Pfälzerwald in die Deutsche Weinstraße ausläuft, wollte ich es heute mit dem Rad durchfahren. Die Qual der Wahl der Campingplätze verschlug mich letztlich aber wieder an den Rhein.
Ein Stündchen später als sonst, also erst um elf Uhr, brach ich heute nach einem guten Frühstück und ein bisschen Verabschiedung von der lieben Verwandschaft auf. Von Lohnsfeld ging es zunächst über die Kaiserstraße gen Kaiserslautern, ehe mich der Weg in Richtung Enkenbach-Alsenborn abbiegen ließ. Die eigentliche Ausschilderung verpasste ich, also kam alles mal wieder anders als geplant und wahrscheinlich auch ein kleines bisschen steiler, aber am Ende fuhr ich doch wie gewünscht parallel zur Autobahn. Ganz ehrlich: Es gibt Schöneres. Es gibt Schöneres als den Lärm und den mehr steinigen als schotterigen Radweg. Schon aus Sorge um mein Rad konnte ich auch bergab nur mit angezogener Bremse fahren.
Das Leininger Land – beinahe wäre ich dort zum nächsten Teil meiner Verwandtschaft abgebogen – aber war dieses Geholper wert, nicht nur, weil dort der Asphalt mir höhere Geschwindigkeiten erlaubte, sondern auch, weil es so viel schöner war. Was ich sah, war ein schmales, steiles Tal, in dessen Sohle gemähte Wiesen lagen und oberhalb dessen Hängen Orte thronten – und da war das blaue Haus noch nicht dabei. Am Ende des Leininger Tals wartete dann Kleinkarlbach auf mich und die Deutsche Weinstraße. Endlich wurde das Land weit und die Sonne wärmte diese so von Rebstöcken geprägte Landschaft – und wo ich mich schon mal wieder verfuhr, machte ich in Weisenheim am Sand einfach mal Pause bei einem Stück Kuchen und einem Latte Macchiato dazu.
Nach dieser Pause zog es mich zum Salier-Radweg, denn ich wollte nach Speyer, steht doch dort ein Dom, der geschichtlich nicht ganz ohne und optisch zudem recht ansprechend ist. Leider konnte ich ihn mangels Schloss samt Schlüssel am Rad – wir erinnern uns – nicht besichtigen, aber zumindest in seinem Schatten konnte ich führ ein paar Minuten liegen, ehe ich auf den Rhein-Radweg zuückkehrte und schließlich an einem Baggersee bei Lingenfeld mein Zelt aufschlug. Es hätte mir eigentlich so klar sein müssen, dass dieser Ort zwischen Rheinaue und Baggersee ein Eldorado für Mücken ist. Andererseits hatte ich einen anderen Zeltplatz in der Nähe kategorisch ausgeschlossen, weil nicht nur in Radreiseforen vor ihm gewarnt worden war. Also gab ich meinen Leib hin für die Mücken, die noch jetzt nur darauf warten, dass ich mein Zelt verlasse. Aber den Gefallen werde ich ihnen nicht tun. Nicht nochmal.
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