Karlsruhe. Damit hatte ich nun nicht gerechnet. Aber wenn dein Rad dich nach Karlsruhe führt, dann fährst du halt nach Karlsruhe. Es gibt nämlich Schlimmeres. Mir fällt nur gerade nichts ein.

Da die sanitären Anlagen schlüsselgebunden waren und die Abgabe der Schlüssel nur zwischen halb neun und neun Uhr möglich war, begann meine Packroutine ungefähr eine Stunde eher als sonst mit dem Ergebnis, dass ich schon um kurz nach neun unterwegs war. Frühstück gab es daher erst einmal keines und Kaffee auch nicht. Beides holte ich in Germersheim, der ersten Stadt auf dem Weg gen Süden, nach. Zwei Brötchen mit Käse und ein Café au lait kamen zum stolzen Preis von 7,70 € mühelos auf Platz eins meiner „Wenig essen für viel Geld“-Hitliste, aber das sollte nicht die einzige Ausgabe an diesem Tag bleiben.
Nach der Irrfahrt durch das baustellenverwöhnte Germersheim fand ich schließlich wieder an den Rhein zurück und folgte ihm durch die diversen Auen bis Wörth. Da mir zwischenzeitlich in den Sinn gekommen war, dass für womöglich weitere Kilometer gen Süden eine neue Karte mit eingezeichneten Radrouten und vor allem Campingplätzen von Nöten wäre, versuchte ich dort in einer Buchhandlung eine zu erstehen. Zwar gab es eine gute Karte, allerdings besaß ich diese bereits. Man empfahl mir nach Karlsruhe zu fahren, was ich – hatte ich zwischenzeitlich mit der Véloroute Rhin, also dem linksrheinischen Radweg durch Frankreich, geliebäugelt – spontan auch tat. Quasi problemlos, weil ziemlich gut durch Wegweiser geführt, fand ich den Weg zum Schloss, pausierte kurz, schoss ein obligatorisches Sehenswürdigkeitenfoto und rollte dann die letzten Meter zur Buchhandlung, wo es wie versprochen „meine“ Karte gab.

Nur wenige Meter weiter kehrte ich – der Hunger quälte mich sehr – für ein Mittagessen ein, ehe ich wieder aufbrach. Wieder durch eine Baustelle erfolgreich herumgeeiert, fand ich schließlich einen Weg gen Süden und sogar eine Radroute – nur war es nicht die, die ich wollte. Statt des in der Karte groß angekündigten Ortenau-Wegs begegnete ich in den folgenden Stunden immer wieder Wegweisern des Rheintal-Radwegs, die zufälligerweise dieselbe Route wiesen.

Wie auch immer. Ich schlängelte mich also am Rande des Schwarzwalds entlang und als es schließlich Abend wurde, hatte ich mich für zwei Campingplätze entschieden. Beide sollten bis 22 Uhr geöffnet haben, beide lagen auf dem Weg gen Süden, aber einer war einfach attraktiver: Er war günstiger und lag näher. Die Entscheidung fiel mir also recht leicht. Dass ich mich daher noch einmal kapital verfahren musste, lag also auf der Hand. Immerhin kam ich dennoch an; zwar eine Viertelstunde nach Ende der Bürozeiten, pünktlich zum Ende der tagesschau, aber ich bekam Kleingeld für die Dusche gewechselt und sogar noch ein Abendessen. Was will man mehr?
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