Schon wieder ist ein Jahr um. Auch wenn es viele andere, und vielleicht auch bessere Momente gäbe um innezuhalten, will ich doch dieses Altjahrsabend nutzen, um auf das abgelaufene Jahr zurückzublicken, ehe ich mich in das neue Jahr stürzen werde.
Wie 2019 wird, kann ich nicht sagen. Wie der Jahresrückblick wird, weiß ich aber recht gut … (… sagte er, bevor er tatsächlich schrieb, was ihr nun lesen könnt). Ich habe also den Rückblick von 2017 (siehe auch: 2016, 2015, 2014, 2013, 2012) wieder aus der Garage geholt, ihn gereinigt und gefettet und die alten Antworten durch neue ersetzt. In diesem Sinne: Abfahrt!
Mehr Kohle oder weniger? Ungefähr gleich viel. Was ich vom Finanzamt zurückbekam, ging an anderer Stelle wieder aus meinen Händen
Mehr ausgegeben oder weniger? Ungefähr gleich viel. So einen Fahrraddiebstahl gibt es nicht umsonst.
Mehr bewegt oder weniger? Womöglich etwas mehr. Da waren schöne Stunden auf dem Rad dabei, aber auch nicht ganz so schöne Abflüge von selbigem.
Der schönste Moment? Zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder auf einer Bühne gestanden zu haben.
Das eindrücklichste berufliche Erlebnis? Die Betriebsratswahl zu organisieren. Kaum zu glauben, wie viel Spaß das machen kann (und welch tolle Menschen man dabei kennenlernen kann).
Der hirnrissigste Plan? Mit dem Rad auf den Spuren des Eifelsteigs wandeln zu wollen. Hatte ich nicht noch letztes Jahr gedacht, ich wäre jetzt Bikepacking-tauglich? Naja. So eine Nacht im Wald, wenn wilde Tiere Geräusche machen, belehrten mich kurz eines Besseren (und ließen mich meine Grenzen ein wenig verschieben).
Die gefährlichste Unternehmung? Mit dem Rad einkaufen zu wollen. Eigentlich wollte ich ja nach der Arbeit nur nach Venlo zum Albert Heijn. Da die Bahn aber anderer Meinung war, sollte es dann Roermond werden. Am Ende wurde es weder das eine noch das andere, weil sich mir die deutsch-niederländischen Grenze bei Swalmen in den Weg warf. Dass es mir nach einem mutmaßlich filmreifen Abflug besser ging als meinem Rad, war aber auch das einzig Gute daran.
Der beste Sex? Jou.
Die teuerste Anschaffung? Ein neues Rad (mal wieder). Was man halt so holt, wenn man sich das andere stehlen lässt.
Das leckerste Essen? Ein Abend in Aarhus bei Langhoff & Juul. Auch wenn es im vorigen Jahr bei Claudia und Deborah in der Cantinetta Wine & Pasta in Amsterdam West aus Gründen noch schöner war, will ich auf Langhoff & Juul nichts kommen lassen. Es passte einfach alles.
Das beeindruckendste Buch? „The Guilty Feminist“ von Deborah Frances-White. Wann wird man beim Lesen eines empowernden Sachbuchs bzw. Plädoyers für Feminismus schon von anderen Personen darauf gefragt, was einen so erheitere? Dieses Buch ist wie der ihm zugrunde liegende Podcast: einfach eine Wucht: witzig, klug, sachlich und mitreißend – und das ganz ohne erhobenen Zeigefinger, im Gegenteil. I’m a feminist, but instead of promoting this book I had to listen to the #ThreeGayMichaels episode over and over again. (Folge 119, so ab Minute 15:22)
Der ergreifendste Film? Genau genommen ist es kein Film, aber es gibt nur diesen einen Teil: „Nanette“ von Hannah Gadsby. Wirklich gute Standup-Comedy, denn „Nanette“ ist nicht nur witzig und schlagfertig, sondern auch tiefsinnig und ehrlich bis es wehtut.
Die beste Musik? Zwei Herzen schlagen da wie stets in meiner Brust. Da wäre einerseits „Il diluvio universale“ von Michelangelo Falvetti – ein von der Capella Mediterranea unter Rolando García-Alarcón bewegt eingespieltes Barock-Oratorium über Noah und die Sintflut, welches nur zu gut Töne zur Handlung fand – und andererseits ist da „Strangers“ von The Young’uns – kraftvoller Folk, der anhand der Lebensgeschichten einzelner Personen den Humanismus preist.
Das schönste Konzert? Rufus Wainwright in der Lichtburg in Essen. Den wollte ich schon immer mal live sehen und das Warten hat sich gelohnt.
Die interessanteste Ausstellung? „Aarhus Story“. Allein für die Zeitreise in die Vergangenheit von Aarhus seit seiner Gründung hat sich der Besuch von Den Gamle By gelohnt, für „Under regnbuen“ (Unter dem Regenbogen), eine Ausstellung über Plakate und Banner der LGBT-Bewegung seit ihren frühesten Anfängen, im Dänischen Plakatmuseum aber auch.
Der spannendste Theaterbesuch? Sollte 2018 nicht besser werden? Nu.
Der schönste Ort? St. Martin in Niederlauch. Fahrt hin und schaut selbst.
Das nötigste Gadget? Meine Brille. Ohne die finde ich sie selbst nämlich auch nicht wieder.
Die wichtigste Erkenntnis? Some men have vaginas. Get over it.
Die unwichtigste, aber witzige Erkenntnis? Ich bin der Midas unter den Schreibern. Was immer ich berühre, wird blau. (Ich sollte den Füller wechseln. Oder die Tinte.)
Das bedeutsamste Spiel? Dixit. Es regt so schön die Fantasie an.
Die meiste Zeit verbracht mit …? … Leben.
Die schönste Zeit verbracht mit …? … dem Wahlvorstand.
Vorherrschendes Gefühl 2018? Aufbruchsstimmung.
Zum ersten Mal getan? Eine Betriebsratswahl organisiert.
Nach langer Zeit wieder getan? Demonstrieren gegangen.
Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten können? Streit, Schmerz und Hass.
Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte? Dass jemand mehr kann als jemand sich derzeit zutraut.
Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe? Einladungskarten.
Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat? Gemeinsame Zeit.
Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat? (Wenn ich den doch mal aufgeschrieben hätte.)
Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe? (Wenn ich den bloß auch aufgeschrieben hätte.)
2018 war mit einem Wort? Durchwachsen.
Gute Vorsätze für 2019? Die Ärmel hochkrempeln und anpacken.
Foto: Gunnar Grimnes – CC-BY – flickr.com
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