Hatte ich nicht am Vorabend noch gedacht, ich würde eine ruhige Nacht haben können? Weit gefehlt. Pünktlich zur Abenddämmerung schaltete ein Schwarm Glühwürmchen seine Lichter ein und übergab den dramaturgischen Staffelstab an die Säugetiere. Erst raschelte es leise im Gehölz, dann röhrte es in der Ferne, schließlich raschelte es laut im Gehölz und als die Fauna schließlich zur Ruhe kam, kümmerte sich der Himmel um das donnernde Finale, ehe mich das Plätschern des Regens doch noch in die Schlaf zu bringen vermochte. Stadtkind meets Natur. Wie wenig doch für ein bisschen Adrenalin reicht.
Unterwegs
Am Morgen wusste ich dann auch, welche meiner Taschen wasserdicht war – und welche leider nicht. Natürlich war es die mit den Klamotten. Aber was wäre schon ein Fahrradurlaub ohne klamme Fahrradhosen? Richtig: ein Fahrradurlaub ohne klamme Fahrradhosen.
Die schon früh sehr kräftige Sonne tat ihr zum Glück das, was sie am besten kann. Kaum saß ich im Sattel, war schon fast alles wieder trocken. Bei Schermbeck ergab sich die Gelegenheit für ein Frühstück, danach ging es über die Lippe an den Wesel-Datteln-Kanal, dem ich bis Friedrichsfeld folgte. Hinter Spellen machte ich eine weitere Pause, ehe ich die Emschermündung erreicht. Hatte ich die Emscher bis dato nur als halbwegs kleine, kanalisierte Köttelbecke erlebt, fand ich sie nun als ansehnlich rauschende, große Köttelbecke wieder. Was freute ich mich auf den Tag, an dem sie vollständig renaturiert ist.
Auf die Emschermündung folgte die Fähre von Alt-Walsum nach Orsoy und darauf ein ziemliches Gegurke durch Moers, welches mir immerhin auf dem Friedhof von Repelen das Auffüllen meiner bedrohlich niedrigen Wasservorräte ermöglichte. Die letzten Kilometer vorbei an Kapellen waren ähnlich unspektakulär. Doch wo sollte ich nur mein Lager aufschlagen? Das Land war flach, die Bäume eher sparsam verteilt und zumeist auch eher als Straßenbegleitgrün angelegt. Letztlich verschlug es mich in den Schatten des Hülser Bergs – wenn man denn eine 63 Meter hohe Erhebung „Berg“ nennen will. Toms Hütte sollte es werden, jedenfalls trug mein Heim für diese Nacht auf Komoot diesen Namen. Eine Schutzhütte war es, sechseckig, mit Dach und einiges Wänden; genug für mich für eine Nacht.
Pingback: Züge, Ziegen, Zensationen – #reiseknick2018, Tag 3 | #reiseknick