Schon Wochen vorher waren sie immer mal wieder ein Thema gewesen, an diesem Tag sollte ich ihnen zum ersten Mal leibhaftig begegnen: Eichenprozessionsspinnern. Was waren das noch Zeiten, als diese kleinen Tiere unser größtes Problem zu sein schienen. Aber noch war es nicht so weit. Noch war ich einhundert Kilometer von ihnen entfernt und dachte nicht im Traum daran, dass Raupen für mich zur Herausforderung werden würden. Doch der Reihe nach.
Unterwegs
Wir erinnern uns: der Weg in Morpheus’ Arme am Vorabend hatte sich als reich an Hindernissen erwiesen. Man sollte meinen, dass ich daher an diesem 19. Juni 2018 eher später aufwachen würde. Pustekuchen! Pünktlich zur Morgendämmerung um kurz nach fünf war ich wach, nur um ein paar Jungspunde laut redend den offiziell noch verschlossenen Baumwipfelpfad hinaufschleichen zu hören. Da wollte wohl noch jemand die Sonne begrüßen, und begrüßt werden wollte sie wohl unbedingt. Auf den letzten Drücker gesellte sich ein Biker zu mir aufs Plateau, Musik in den Ohren und die Augen zum Horizont gerichtet, saß er auf der Mauer und genoss das Spektakel.
An Schlaf war danach nicht mehr zu denken. Also packte ich meinen Krempel und machte mich auf dem gefühlt längstmöglichen Weg – über Orscholz, Nohn und Dreisbach – zurück an die Saar. Bis Saarbrücken war das, weil auch das Wetter mitspielte, absolut nichts Neues, sodass ich fast schon beschloss, in Saarbrücken den Tag Tag sein zu lassen, obgleich es nicht einmal 13 Uhr war.
Eine ausgiebige Mittagspause mit Tütennudeln und Joghurt konnte mich aber umstimmen, auch wenn am Ende aus „nur noch bis Sarreguemines“ doch noch etwas anderes werden sollte, denn plötzlich – im Sinne von „eher als gedacht“, da gefühlt direkt am Ortsausgang von Saarbrücken – war ich in Frankreich. Beruhigend zu wissen: selbst dort, am Saarkanal, klebten die guten, alten, aus Wuppertal vertrauten „AZ Gathe bleibt!“-Aufkleber. Bis dahin war auch noch alles gut, zumal auch der Abschnitt am Kanal mit seinen kleinen Schleusen durchaus reizvoll war. Ab Sarreguemines lernte ich dann aber die französischen Radwege zu hassen und sehnte mich nach dem Flickenteppich in Düsseldorf zurück. Allein: es half nix, weswegen ich mich beeilte zurück nach Deutschland zu fahren, zumal auch die französischen Hinweistafeln zum Glan-Blies-Weg nicht wirklich ergiebig waren. So kam ich dann bis Gersheim und war bereits im Begriff, mich in einer geräumigen Grillhütte (die faktisch wohl eher auf Niedergailbacher Grund stand) häuslich einzurichten, als mein Blick auf den Boden fiel.
So schnell hatte ich noch nie meine Sachen gepackt. Auf Raupen, jedenfalls welche des Eichenprozessionsspinners, die ihren Namen offenkundig nicht ohne Grund trugen, hatte ich absolut keine Lust, schon gar nicht als Zimmernachbarn. Wieder unten in Gersheim fiel mein Blick auf einen Wegweiser zu einem Campingplatz, dem ich nach einem Blick ins Internet auch zu folgen wagte. Er lag zwar im Nachbarort, aber keine drei Kilometer entfernt, und er wurde von Niederländern geführt. Jackpot! Da war auch die fußballbedingt verwaiste Rezeption kein Problem, traf ich doch auf die Chefin vom Ganzen, die gerade auf Hunderunde war. Ich durfte mir ein Plätzchen aussuchen, und weil es schon recht spät war, beließ ich es auch dabei und tat nicht viel mehr als kochen, essen und abwaschen – und duschen. Für irgendwas müssen Campingplätze ja gut sein.
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