Abend im Wald. Eine Straße mit erdigem Boden führt in die Ferne. Links und rechts von ihr stehen hohe, grüne Bäume. Das goldene Licht der Sonne erzeugt eine warme Stimmung.

Aber jammern können wir gut – #reiseknick2018, Tag 4

Nach einem lan­gen Tag, der eher so meh ist, ist ein kür­ze­rer Tag nicht die schlech­tes­te Idee – soll­te man mei­nen. Sie wäre näm­lich bes­ser gewe­sen, wenn das Wet­ter auch mit­ge­spielt hät­te. Aber auf sei­ne Wei­se tat es das doch. Let me explain.

Unterwegs

Drei schwarz-weiße Kühe stehen am Stacheldrahtzaun und recken ihre Hälse durch den Zaun zur Kamera.

Regen ist so eine Sache. Es heißt zwar immer, es gäbe kein fal­sches Wet­ter, nur fal­sche Beklei­dung, aber wenn es den gan­zen Tag nur nie­selt bis tröp­felt, dann ist das auch nicht rich­tig. Es gibt halt doch so ein Wet­ter, bei dem man es ein­fach nicht rich­tig machen kann. Einer­seits ist es zu tro­cken für die Regen­plün­nen; zieht man sie an, ist es irgend­wann dar­un­ter nas­ser als dar­über. Ande­rer­seits ist es zu nass; irgend­wann kommt näm­lich doch der Punkt, an dem die Kla­mot­ten zu feucht sind, um es ange­nehm zu haben. Man kann es also nur falsch machen, wenn man auf dem Rad bleibt. Inso­fern war es wohl mehr als nur rich­tig, in Aachen eine etwas län­ge­re Mit­tags­pau­se ein­zu­le­gen – sowohl für mei­ne Power­bank als auch mei­nen Akku.

Graffito an einer Ziegelsteinwand: „Please merry me!“ Ob bewusst „merry“ mit E statt A geschrieben wurde, ist nicht klar.“

Dabei war der Weg bis Aachen an sich sehr schön: ver­gleichs­wei­se ziel­si­cher, da mehr oder weni­ger immer an den Glei­sen ent­lang, ging es durch Gei­len­kir­chen an der Gren­ze ent­lang nach Her­zo­gen­rath. Den Über­tritt nach Kerk­ra­de hob ich mir unbe­wusst für einen Jah­re spä­ter auf­kom­men­den Anfall von Vla-Ver­lan­gen auf. Von Her­zo­gen­rath war es dann auch nicht mehr weit bis Aachen und zum Rat­haus, wo Kaf­fee und Strom auf mich war­te­ten. Als ich dann von bei­dem genug hat­te, ging es wei­ter, durch die Stadt, wo ich auf ein her­ren­lo­ses Motor­rad traf – des­sen Besit­zer just ein­traf, als ich die Poli­zei an der Strip­pe hat­te, die im Begriff war mir mit­zu­tei­len, dass das das Über­bleib­sel eines Unfalls von frü­her am Tag war. Erst danach konn­te ich die Venn­bahn­tras­se in Angriff nehmen.

Schildkrötenskulptur am Grenzübergang bei Übach-Palenberg. Statt der Poller stehen dort Schildkröten sich zugewandt, die die Annäherung von Deutschland und der Niederlande symbolisieren sollen.

Noch aus Zivil­dienst­zei­ten war sie mir ein Begriff, die­se Eisen­bahn­stre­cke, die in Tei­len noch heu­te bel­gi­sches Hoheits­ge­biet inmit­ten von Deutsch­land ist, und nun hat­te ich die Gele­gen­heit, eini­ge Kilo­me­ter auf ihr zurück­zu­le­gen und Tei­le einer Regi­on neu zu erfah­ren, die ich zuletzt zehn Jah­re zuvor gese­hen hat­te. So kam es auch, dass mich der Harn­drang von den ver­trau­ten Wegen weg­führ­te und ich in Wal­heim zwar kein geöff­ne­tes WC, aber einen Pen­ny und einen Rewe fand. Nur vom Frei­zeit­ge­län­de, des­sen Hal­te­stel­le mir im Gedächt­nis geblie­ben war, war weit­hin nichts zu sehen – bis auf eben­je­ne Hal­te­stel­le. Immer­hin schenk­te mir die­ser klei­ne Abste­cher samt Ein­kauf ein paar der weni­gen Son­nen­strah­len an die­sem Tag, die sich aber am Ende auch nur bis zum Abend­essen gegen den wol­ken­ver­han­ge­nen Him­mel durch­set­zen konn­ten. Bedenkt man, dass ich davon kei­ne Res­te ließ, hät­te das Wet­ter am Fol­ge­tag eigent­lich bes­ser wer­den müs­sen. Dann hät­te es aber auch an die­sem Tag schon bes­ser sein müs­sen. Wie auch immer: am Ende fand ich eine wun­der­schö­ne Schutz­hüt­te im Wald bei Rott. Da konn­te ich blei­ben, zumin­dest für eine Nacht.

Mir unbekannte Beeren an einem Zweig im Wald. Während die meisten Beeren noch grün sind, ist eine schon leuchtend rot.

Die Strecke

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