Nach einem langen Tag, der eher so meh ist, ist ein kürzerer Tag nicht die schlechteste Idee – sollte man meinen. Sie wäre nämlich besser gewesen, wenn das Wetter auch mitgespielt hätte. Aber auf seine Weise tat es das doch. Let me explain.
Unterwegs
Regen ist so eine Sache. Es heißt zwar immer, es gäbe kein falsches Wetter, nur falsche Bekleidung, aber wenn es den ganzen Tag nur nieselt bis tröpfelt, dann ist das auch nicht richtig. Es gibt halt doch so ein Wetter, bei dem man es einfach nicht richtig machen kann. Einerseits ist es zu trocken für die Regenplünnen; zieht man sie an, ist es irgendwann darunter nasser als darüber. Andererseits ist es zu nass; irgendwann kommt nämlich doch der Punkt, an dem die Klamotten zu feucht sind, um es angenehm zu haben. Man kann es also nur falsch machen, wenn man auf dem Rad bleibt. Insofern war es wohl mehr als nur richtig, in Aachen eine etwas längere Mittagspause einzulegen – sowohl für meine Powerbank als auch meinen Akku.
Dabei war der Weg bis Aachen an sich sehr schön: vergleichsweise zielsicher, da mehr oder weniger immer an den Gleisen entlang, ging es durch Geilenkirchen an der Grenze entlang nach Herzogenrath. Den Übertritt nach Kerkrade hob ich mir unbewusst für einen Jahre später aufkommenden Anfall von Vla-Verlangen auf. Von Herzogenrath war es dann auch nicht mehr weit bis Aachen und zum Rathaus, wo Kaffee und Strom auf mich warteten. Als ich dann von beidem genug hatte, ging es weiter, durch die Stadt, wo ich auf ein herrenloses Motorrad traf – dessen Besitzer just eintraf, als ich die Polizei an der Strippe hatte, die im Begriff war mir mitzuteilen, dass das das Überbleibsel eines Unfalls von früher am Tag war. Erst danach konnte ich die Vennbahntrasse in Angriff nehmen.
Noch aus Zivildienstzeiten war sie mir ein Begriff, diese Eisenbahnstrecke, die in Teilen noch heute belgisches Hoheitsgebiet inmitten von Deutschland ist, und nun hatte ich die Gelegenheit, einige Kilometer auf ihr zurückzulegen und Teile einer Region neu zu erfahren, die ich zuletzt zehn Jahre zuvor gesehen hatte. So kam es auch, dass mich der Harndrang von den vertrauten Wegen wegführte und ich in Walheim zwar kein geöffnetes WC, aber einen Penny und einen Rewe fand. Nur vom Freizeitgelände, dessen Haltestelle mir im Gedächtnis geblieben war, war weithin nichts zu sehen – bis auf ebenjene Haltestelle. Immerhin schenkte mir dieser kleine Abstecher samt Einkauf ein paar der wenigen Sonnenstrahlen an diesem Tag, die sich aber am Ende auch nur bis zum Abendessen gegen den wolkenverhangenen Himmel durchsetzen konnten. Bedenkt man, dass ich davon keine Reste ließ, hätte das Wetter am Folgetag eigentlich besser werden müssen. Dann hätte es aber auch an diesem Tag schon besser sein müssen. Wie auch immer: am Ende fand ich eine wunderschöne Schutzhütte im Wald bei Rott. Da konnte ich bleiben, zumindest für eine Nacht.
0 Kommentare zu „Aber jammern können wir gut – #reiseknick2018, Tag 4“