Wer braucht schon Karten? Menschen, die ein Ziel haben, vielleicht. Menschen, die ihr Ziel auch erreichen wollen, vielleicht. Menschen, die ungern etwas dem Zufall überlassen wollen. Anders gesagt: nicht nicht. Wobei: So kann ich das nicht stehen lassen. Meine Ziele folgen wohl weniger einem fixen Plan und mehr der Bereitschaft, den Zufall nicht nur zuzulassen, sondern ihn bisweilen auch willkommen zu heißen. Wie auch immer: Im Sommer 2018 bestand mein Plan im Wesentlichen nur aus zwei Bestandteilen. Es sollte in den Süden gehen und ich wollte meine nicht vorhandenen Bikepacking-Erinnerungen aus dem Vorjahr um ein paar Erfahrungen erweitern.
Unterwegs
Ehe es jedoch richtig losging, wollte ich noch ein Lebenszeichen von mir geben, weswegen ich zunächst eine Nacht im Garten der Tante verbrachte, um so ganz langsam in das Tarpen wieder hinein zu kommen. Dass ich dadurch (und das eine oder andere Glas Wein und das eine oder andere gewechselte Wort) eher entspannt und spät als zeitig und zügig losfuhr, war nicht wirklich überraschend. Dass mich meine Planlosigkeit auf dem Weg gen Südwesten zunächst schnurstracks nach Norden führte … well. Hier könnte ein Witz über Männer stehen, die nicht nach dem Weg fragen. Fakt aber ist: Ich wollte in die Haard und ich fand in die Haard, und auch wieder aus ihr heraus – nur um in Haltern auf ein Eis am Markt und eine Unterhaltung mit eine Unterkunft suchenden Niederländern einzukehren. Als sie endlich ein Fleckchen in der näheren Umgebung gefunden hatten, konnte auch ich weiter.
Nun sollte es zum ersten Mal zumindest grob in die richtige Richtung gehen. Den Weg gen Westen fand ich dank der Sonne recht problemlos, auch wenn ich hinter Wulfen mal wieder nach Norden abbog, bloß um in Lembeck von einer Straßensperrung aufgehalten zu werden. Ein Radrennen fand dort statt, und wenn ich es schon im Vorjahr nicht zum Grand Départ der Apothekenrundfahrt in Düsseldorf geschafft hatte, war es zumindest eine kleine Entschädigung, zu sehen, wie da hagere Männchen auf hageren Rädern um die Ecke pfeilten, ehe sie auf die Ziellinie zu sprinteten.
Doch irgendwann hatte ich mich auch daran satt gesehen. Selbst wenn es Sommer war, wurde es Abend und ich wollte ein Plätzchen vor der Abenddämmerung gefunden haben, zumal es eben meine erste Übernachtung im Freien seit dem vergangenen Sommer sein würde – und anders als die Ecke beim Hambacher Wald ist das Münsterland nun eher flach. Ich hatte also durchaus Bedenken, ein geschütztes, abgeschiedenes Plätzchen zu finden, fand es aber doch in einem kleinen Waldstück neben einer Straße.
Die Hängematte war schneller aufgespannt als gedacht, das Tarp fand seinen Platz darüber, mein Krempel fand ihn darunter und das Rad lehnte an dem nächsten Baum. In nicht allzu großer Ferner rauschte die Autobahn. Hier – dachte ich – würde ich in Ruhe bleiben können, jedenfalls für eine Nacht.
Pingback: Die Richtung stimmt – #reiseknick2018, Tag 2 | #reiseknick