Der sechste Tag überhäufte mich mit Eseleien und ein paar drolligen Gesichtsausdrücken. Eine der Eseleien war meine Routenplanung, eine andere ein ausgewachsener Sonnenbrand. Irgendwie schaffte ich es aber trotzdem, am Ziel anzukommen – aber fragt nicht wie!
Die Tour
So gesellig der Mittwoch endete, so ungesellig begann der Donnerstag in aller Frühe. Jeder hing seinen Gedanken nach und so dauerte es nicht lange, ehe wir wieder auf dem Weg waren. Für die beiden Herren fing die Reise gerade erst so richtig an, für mich neigte sich die Tour so langsam ihrem Ende zu, gleichwohl noch eine nicht ganz einfache Etappe folgen sollte. Dabei sah sie so einfach aus, zumindest in der Karte. Ab Klingenmünster wollte ich ein Stückchen parallel zum Pfälzerwald fahren und dann einfach der B48 und dann der B10 folgen. Leider nur hatte ich bis zum entscheidenden Abzweig in den Pfälzerwald hinein noch nichts zu frühstücken gefunden, weswegen ich einfach ein wenig weiter geradeaus fuhr, bis ich schließlich in Eschbach viele Esel und einen Dorfsupermarkt nahe eines Brunnens fand. Der Legende nach waren die Dorfbewohner bei einem Fest auf der nahegelegenen Madenburg von einem Unwetter überrascht worden. Durchaus angeschickert fanden sie zwar den Weg zurück nach unten ins Dorf, doch von aufrechtem Gang konnte aber (natürlich nur wegen der bescheidenen Wege) wohl keine Rede mehr sein. Wofür manche Leute Brunnen aufstellen … gut so!
Dorfsupermarkt, das bedeutete: drei Regale à vier Bretter, eine Theke und dahinter eine Frau, der sich im besten Sinne als Original bezeichnen ließ. Ein paar Brötchen und etwas Käseaufschnitt später war ich wieder auf Weg, erst einmal wieder zurück zum Abzweig und dann auf der B48. Bis Waldrohrbach konnte ich ihr, wie geplant, auch folgen, ehe mich mein Glück verließ. Bis dahin hatte ich aber erst 16 Kilometer geschafft, wovon vier auf das Konto des frühstücksbedingten Umwegs nach Eschbach gingen. Der Radweg führte mich weg von der B48 und über Völkersweiler und Wernersberg (was für ein Umweg!) nach Annweiler (die Stadt mit der Burg Trifels, für den ich leider kaum einen Blick hatte), wo die B10 in einem Tunnel verschwand, den ich nicht befahren durfte, aber so ist das wohl mit Murphy’s Law. Daran, auf dem kürzesten Weg nach Kaiserslautern zu gelangen, war nun nicht mehr zu denken, zumal auch der Smartphoneakku sich bedrohlichen Tiefstständen näherte. Schon jetzt war klar: Für die ganze Strecke würde ich keine vollständige Aufzeichnung, geschweige denn für den Fall des Verfahrens eine den Weg ansagende Stimme im Ohr haben.
Zum Glück hatte ich noch die Radkarte des Pfalzwein e.V., ein gutes Stück Papier. Bei der Grobplanung (ich sage nur B48 und B10) hatte sie mich zwar im Stich gelassen, aber auf dem weiteren Weg sollte sie mir nun in der Tat gute Dienste erweisen. Da ich bei Rinnthal nicht nach Norden abbiegen konnte, folgte ich weiter der Bahnstrecke Landau–Rohrbach, durch Hinterweidenthal und Münchweiler an der Rodalb (womit ich mich damit rühmen kann, mindestens zwei Münchweilers schon besucht zu haben), Riegelbrunnerhof, Imsbacher Mühle und schließlich Rodalben. Kurz hinter Rodalben kreuzte dann eine Bahnstrecke meinen Weg, sodass ich endlich nach Norden fahren konnte und mich fortan an ebenjene Biebermühlbahn hielt.
Weiter ging es durch die Pfälzerwaldidylle – sofern man von Idylle sprechen kann, wenn man den Hauptverkehrsstraßen folgt – zwischen vielen Bäumen und Hügeln von Dorf zu Dorf. Mein Smartphone war inzwischen aus, wenn auch, um für die letzten Meter zumindest noch etwas Saft zu haben. Die Sonne schien, nein, sie brannte geradezu auf meinen vom Vortag geschwundenen Armen und Oberschenkeln und kein Lüftchen wollte diese schöne Stimmung trüben. Vorbei ging es an so renommierten Orten wie Waldfischbach-Burgalben, Steinalben, Schopp und Hohenecken, ehe mir ein Wegweiser mal wieder einen Streich spielen wollte, deutete er doch auf einen sehr grob geschotterten Pfad, der von Brombeerranken fast schon überwuchert wurde. Zu Fuß hätte ich diesem Weg vielleicht, wenn auch sehr zerkratzt folgen können, doch mit einem Rad und Fahrradtaschen voller Bier war an ein Durchkommen nicht zu denken. Statt also weiter der Bahn zu folgen und geradewegs auf den Hauptbahnhof zuzusteuern, machte ich – die Tour war ja noch nicht lang genug und meine Arme glühten ja auch erst rot – einen kleinen Abstecher vorbei an den Vogelweh Housings, ehe ich auf breiten Straßen gen Stadtzentrum zufuhr und schließlich bei meiner Schwester ankam.
Diesmal musste ich kein Zelt aufschlagen und auch keine Duschmarken erwerben, aber schön war es trotzdem. Es blieben noch ein paar schöne Tage, an denen ich den Rest meiner Familie traf, der dort unten lebt. Doch am Sonntag war auch der schönste Urlaub vorbei. Diesmal ging es mit der Bahn zurück, doch das ist (wie eigentlich jede Bahnfahrt) eine andere Geschichte.
Die Route
Akkubedingt zeigt die Karte leider nur einen kleinen Teil der gesamten Route; dort wo die Aufzeichnung endete, ging es an den Bahnstrecke entlang bis hinter Rodalben und dort nach Nordenost entlang der Biermühlbahn bis nach Hohenecken. Quer durch Hohenecken ging es nach Kaiserslautern-Vogelweh und von dort über die Pariser Straße in Richtung Stadtzentrum.
Tagesstrecke: 92,6 km
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